Warum Latein als 2. Fremdsprache?


Sowohl die französische wie auch die lateinische Sprache ist erlernenswert. Lassen Sie uns im Folgenden als Lateinfachschaft einige Punkte anführen, die uns bezüglich "unseres Fachs" wichtig sind:

1. Grundsätzliches

•    Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man bei der Wahl von Latein keinen unmittelbaren, vordergründigen Nützlichkeitsanspruch stellen darf – „wo wird denn das gesprochen, wo kann man denn da hinfahren…?“. Die Vermittlung von Sprache als Kommunikationsmittel ist nicht Zielsetzung des Lateinunterrichts. Wer sich für Latein entscheidet, muss andere Ziele im Auge haben:

•    Das Lateinische zwingt durch seine Eigenart zum genauen, so genannten "mikroskopischen" Lesen und erhält damit gerade in unserer modernen Welt eine immer wichtigere Funktion: Latein erzieht in besonderem Maße zu Genauigkeit, Gründlichkeit und Konzentration.

•    Durch seine Eigenart fordert und fördert Latein in besonderem Maße Klarheit und Disziplin im Denken.

•    Das ständige geistige Training fördert in besonderem Maße das analytische und logische Denken und stellt damit eine wertvolle Vorbereitung für jeden Beruf und jedes Studium dar. Die Studienstiftung des deutschen Volkes stellte in Übereinstimmung mit Gutachten von Universitäten fest, dass Abiturienten mit Lateinkenntnissen "mehrfach und mit Abstand" am besten abschnitten.

•    Wer Latein lernt, erwirbt neben den Sprachkenntnissen auch ein umfangreiches Wissen über die kulturellen Leistungen der Antike, über die Grundlagen unserer europäischen Zivilisation. Er nimmt intensiv teil an der „klassischen Bildung“, der sich Millionen Menschen in unserer vom europäischen Geist geprägten Welt verpflichtet fühlen. Insofern fördert der Lateinunterricht in besonderem Maß das Geschichtsbewusstsein und weckt ein Gespür für kulturelle Kontinuität.


2. Der praktische Nutzen

•    Das Latinum ist Zulassungsvoraussetzung für zahlreiche Studiengänge wie z.B. Deutsch, Geschichte, Englisch, Französisch, Italienisch oder Spanisch. Nützlich bis erforderlich sind möglichst fundierte Lateinkenntnisse für zahlreiche weitere Studiengänge wie z.B. Medizin, Pharmazie, Jura, Theologie oder Philosophie. Auch eine Reihe von Universitäts-abschlüssen (Magister Artium, Promotion) setzen in der Regel Lateinkenntnisse voraus. Das  (kleine) Latinum erwirbt jeder Schüler, der in der 9. Klasse  in Latein mindestens die Note "ausreichend" vorweisen kann. Das große Latinum erwirbt jeder Schüler, der in der 10. Klasse in Latein mindestens die Note „ausreichend“ vorweisen kann bzw. nach der 9. Klasse eine entsprechende Latinumsprüfung erfolgreich abgelegt hat.

•    Aktuelle Erfahrungsberichte von Studenten zeigen, dass es in der Regel schwierig ist, das Latinum nachträglich neben dem Studium zu erwerben.

•    Latein ist die "Muttersprache" der romanischen Sprachen Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch und erleichtert das Erlernen dieser Sprachen erheblich. Auch ein großer Teil des englischen Wortschatzes geht auf das Lateinische zurück.

•    Latein bietet in allen europäischen Sprachen eine hervorragende Hilfe zum Verstehen von Fremdwörtern und ist weltweit der Grundstock für die wissenschaftliche und technische Begriffswelt.

•    Ein guter Lateinunterricht leistet eine intensive Unterstützung für den Deutschunterricht und fördert in besonderem Maße das muttersprachliche Ausdrucksvermögen.

•    Durch das ständige Vergleichen zwischen dem Lateinischen und der Muttersprache lernen viele Schüler diese erst richtig kennen, denn Lateinschüler wissen, was Grammatik ist und verstehen, wie Sprache funktioniert. Daher erleichtert Latein das Erlernen jeder beliebigen Fremdsprache deutlich.

3. Die Wahl des Gymnasialzweiges

Wird Latein als 2. Fremdsprache ab der 6. Klasse gewählt, muss erst in der 7. Klasse endgültig festgelegt werden, ob man sich für den naturwissenschaftlich-technologischen Zweig oder für den sprachlichen Zweig (mit Französisch als 3. Fremdsprache) entscheidet.

4. Ist Latein für uns die richtige Wahl?

•    Es ist für das Erlernen von Latein (wie auch jeder anderen Fremdsprache) notwendig, dass Ihr Kind die Bereitschaft mitbringt, kontinuierlich, diszipliniert und konzentriert zu lernen.

•    Wer Probleme bei Hörverständnisübungen hat, hat in Latein den Vorteil, dass diese Übungsformen hier nicht angewendet werden.

•    Da wir im Lateinunterricht primär (und ab der 7. Klasse ausschließlich) vom Lateinischen ins Deutsche übersetzen, wird das Verfassen eigener Texte (vgl. die text production im Englischen) nicht verlangt.

•    Für das kontinuierliche Übersetzen von Texten ist es natürlich hilfreich, wenn Ihr Kind gerne mit Texten arbeitet.

•    Die Unterrichtssprache im Lateinunterricht ist Deutsch, was sicherlich auch solchen Schülern entgegenkommt, die sich eher ungern in einer Fremdsprache äußern oder unterhalten.